Warum deinem Kind der Alltag dort schwerfällt und wie du dein Kind unterstützen kannst
Kennst du das auch?
- Dein Kind weint beim Abschied länger als andere.
- Sobald du es wieder abholst, gibt es wegen allem Theater.
- Zu Hause kommt es erschöpft an und landet im Gefühlschaos.
- Oder es wirkt im Kindergarten still und angepasst, obwohl es sonst ganz anders ist.
Das ist ganz normal, mag ich dir direkt jetzt hier schon sagen, denn die Wahrnehmung hochsensibler Kinder ist intensiv.
Das betrifft die Stimmung und Launen, aber auch soziale Dynamiken, die in der Kita nicht zu vermeiden sind,
da die Anzahl an Menschen viel Gefühl mitbringt und jedes Kind unterschiedlich reagiert auf bestimmte Situationen.
In diesem Artikel erfährst du, warum dein Kind so reagiert, wie es reagiert, was es braucht und wie du es im Kindergartenalltag unterstützen kannst.
Denn die Frage: "Ist das Kita-Leben denn überhaupt was für hochsensible Kinder?" bekomme ich oft gestellt.
Und ich sage: "JA!".
1. Eingewöhnung – warum sie oft länger dauert
Hochsensible Kinder brauchen mehr Zeit, um sich an neue Umgebungen zu gewöhnen.
Sie nehmen jede Kleinigkeit wahr – fremde Gerüche, die Lautstärke, neue Gesichter.
Das kann überwältigend sein und eine längere Phase der Unsicherheit mit sich bringen.
Ein sanfter Übergang ist daher entscheidend:
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Nimm dir mehr Zeit für die Eingewöhnung:
Während andere Kinder sich schnell an die neue Umgebung gewöhnen, brauchen hochsensible Kinder mehr Sicherheit. Falls es möglich ist, plane eine verlängerte Eingewöhnungsphase ein. -
Ein fester Ablauf gibt Sicherheit:
Kinder fühlen sich wohler, wenn sie genau wissen, was auf sie zukommt. Rituale wie ein gemeinsames Frühstück zuhause oder ein Abschiedsspruch beim Bringen können helfen. -
Ein vertrauter Gegenstand kann Trost spenden:
Ein Lieblingskuscheltier oder ein kleines Erinnerungsstück von zuhause hilft dabei, sich sicherer zu fühlen.
2. Bindungsaufbau zu Erzieher*innen – warum er so wichtig ist
Hochsensible Kinder brauchen eine starke Bindung zur Bezugsperson im Kindergarten, um sich sicher zu fühlen.
Ist diese Beziehung stabil, können sie sich besser auf die Gruppe einlassen und neue Erfahrungen machen.
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Erzieher*innen sollten geduldig sein und Vertrauen aufbauen:
Ein behutsamer Umgang, sanfte Ansprache und verlässliche Reaktionen helfen dem Kind. -
Kurze, ruhige Momente mit einer Erzieher*in stärken das Vertrauen:
Eine kleine Unterhaltung, das gemeinsame Betrachten eines Buches oder ein kurzes Kuscheln kann das Gefühl von Sicherheit stärken. -
Eine feste Ansprechperson gibt Orientierung:
Wenn möglich, sollte das Kind eine feste Bezugsperson im Kindergarten haben, zu der es sich immer wenden kann.

3. Verhalten in der Gruppe – zwischen Rückzug und Anpassung
Jede*r ist anders, doch hochsensible Kinder zeigen oft zwei typische Verhaltensweisen:
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Rückzug: Sie beobachten lange, bevor sie sich aktiv einbringen.
Manchmal wirken sie sogar schüchtern oder teilnahmslos, dabei nehmen sie die Gruppendynamik nur sehr intensiv wahr und
brauchen Zeit, sich anzupassen. -
Überanpassung: Manche hochsensible Kinder verhalten sich auffallend ruhig und zurückhaltend, um Konflikte zu vermeiden.
Sie möchten es allen recht machen und setzen ihre eigenen Bedürfnisse eher hinten an.
Beide Verhaltensweisen sind Schutzmechanismen. Sie zeigen, dass das Kind Zeit braucht, um sich sicher zu fühlen.
Erzieher*innen sollten das Kind nicht drängen, sondern ihm ermöglichen, in seinem eigenen Tempo an Gruppenaktivitäten teilzunehmen.
4. Verhalten beim Abholen & Zuhause – von Überreizung bis Überkooperation
Nach einem langen Kindergartentag erleben viele hochsensible Kinder eine emotionale Reaktion:
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Nach der Kita brauchen sie eine Reizpause:
Der Tag war anstrengend, sie haben viele Eindrücke gesammelt und brauchen nun Zeit, um sich zu erholen. Direkt nach dem Kindergarten ist nicht der beste Moment für viele Fragen oder weitere Aktivitäten. -
Emotionaler „Druckablass“ ist normal:
Einige Kinder explodieren zuhause in Wutanfällen oder weinen viel. Sie haben sich den ganzen Tag angepasst und lassen nun los, weil sie sich sicher fühlen. -
Andere ziehen sich zurück:
Statt Gefühlsausbrüchen erleben manche Kinder das Gegenteil – sie wirken müde, gereizt oder erschöpft.
Auch das ist ein Zeichen dafür, dass sie viel Energie aufgebracht haben, um sich im Kindergarten zurechtzufinden. -
Sanfte Übergänge helfen:
Ein ruhiges Abholen, eine Kuscheleinheit oder ein kleines gemeinsames Ritual (z. B. eine Geschichte lesen) kann dem Kind helfen,
die Reize des Tages zu verarbeiten.
5. Was spielen hochsensible Kinder?
Hochsensible Kinder haben oft besondere Vorlieben beim Spielen:
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Ruhige, kreative oder fantasievolle Spiele bevorzugt:
Sie tauchen gern in Rollenspiele ein oder beschäftigen sich intensiv mit Basteln, Malen oder Bauen -
Rollenspiele helfen, Erlebnisse zu verarbeiten:
Hochsensible Kinder nutzen das Spiel, um das Erlebte nachzuvollziehen und zu verstehen. -
Lieber wenige enge Freund*innen als große Gruppen:
Sie bevorzugen oft eine tiefe Verbindung zu einer oder zwei vertrauten Personen statt vieler wechselnder Spielpartner*innen. -
Manche Kinder spielen auch gern allein:
Das gibt ihnen die Möglichkeit, ohne äußere Reize in ihre eigene Welt einzutauchen.
6. Wie können sich hochsensible Kinder im Kindergarten entspannen?
Entspannung ist für hochsensible Kinder essenziell, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten.
Mögliche Strategien:
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Ein Rückzugsort in der Gruppe:
Eine Kuschelecke, ein kleines Zelt oder ein Bereich mit Kissen kann helfen, sich für kurze Zeit zurückzuziehen. -
Leise Musik oder Kopfhörer mit beruhigenden Klängen:
Manche Kinder entspannen sich mit sanfter Musik oder Naturgeräuschen. -
Kreative Ausdrucksformen bieten Erholung:
Malen, Kneten oder andere kreative Tätigkeiten können helfen, innere Anspannung abzubauen. -
Regelmäßige kleine Pausen in ruhiger Umgebung:
Auch eine bewusste Ruhezeit, z. B. mit einem Hörbuch oder einer Entspannungsübung, kann hilfreich sein.
Fazit
Hochsensible Kinder brauchen Verständnis, Sicherheit und Zeit, um sich im Kindergarten wohlzufühlen.
Sie nehmen ihre Umwelt intensiver wahr und reagieren deshalb oft anders als andere Kinder.
Je besser du und die Erzieher*innen ihr Verhalten verstehen, desto leichter wird der Alltag für alle.
Sei geduldig – dein Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, und das ist genau richtig so!